Jan-Niklas Tolles
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Aktuelle Forschungsprojekte
Objektkasusalternation und die External Agent Transitive Construction: Alternative Sichtweisen auf Gebundenheit im Kontext des finnischen Objektkasus (Objektin sijanvaihtelu ja ulkopuolisen agentin transitiivikonstruktio: uusia näkökulmia rajattuuteen) (Arbeitstitel)
Die Objektkasusalternation im Finnischen ist seit langem Gegenstand fennistischer Forschungen. Dies scheint nur naheliegend, da der Objektkasus (Partitiv vs. Totalitiv) durch zahlreiche Faktoren bestimmt wird (u.a. durch Negation, Verbalaspekt sowie bestimmte semantische Eigenschaften der Objekt-NP). Im Zusammenhang mit Sätzen, die materielle Prozesse ausdrücken, hängt die aspektuale Gebundenheit eines Satzes auch davon ab, ob das Agens eines solchen Satzes so interpretiert wird, dass es Einfluss darauf nehmen kann, dass eine Zustandsänderung des Patiens (i.d.R. des Objekts) stattfindet: metsästäjä ampui hirven => hirvi kuoli (der Jäger erschoss den Elch. => Der Elch starb). Sätze wie Matti haki viime kuussa työpaikkaa yliopistosta (ja sai sen) (Matti hat sich letzten Monat für eine Stelle an der Universität beworben (und sie bekommen)) scheinen aspektual gebunden zu sein, sodass als Objektkasus der Totalitiv gewählt werden müsste. Trotzdem steht in solchen Sätzen oft der Partitiv. Daraus ist zu schließen, dass, wenn das Subjekt so interpretiert wird, dass es den Ausgang des Folgeereignisses nicht beeinflussen kann (Matti hat sich auf eine Stelle beworben => die Stelle wurde Matti übertragen), der Satz ungebunden ist und das Objekt daher im Partitiv steht. Diese Zustandsveränderung des Objekts hängt nicht vom Agens des Satzes selbst ab (Matti), sondern wird durch ein externes Agens ermöglicht. Ich bezeichne diese Konstruktion als „ulkopuolinen agentin transitiivikonstruktio“ (External Agent Transitive Construction) (UAT). Im Kontext der UAT tritt eine weitere Konstruktion auf, die Goldberg als Caused Motion Construction bezeichnet (z. B. he hit the ball into the woods). Im Kern der CMC stehen Verben, die eine kommunikative Handlung ausdrücken (Matti pyysi minut/minua elokuviin, Matti bat mich, mit ins Kino zu kommen). Die Kasusalternation dieser Konstruktion lässt sich ebenfalls nicht hinreichend durch die bisherigen Forschungsergebnisse erklären.
Zentraler Gegenstand meines Forschungsprojektes ist zum einen die UAT (Matti haki työpaikkaa) und die Frage, welche Prozesstypen (process types) in dieser auftreten können. Zum anderen untersuche ich die Beziehung zwischen UAT und der CMC (Matti pyysi minut/minua elokuviin). Das Forschungsprojekt besitzt eine hohe Relevanz für die Lehre des Finnischen als Fremdsprache, da die kompetente und nuancierte Anwendung des Objektkasus bis heute eine der zentralen Hürden des Fremdspracherwerbs darstellt. Darüber hinaus besitzt die Forschung der Objektkasusalternation ebenfalls eine lange Tradition in der Fennistik im deutschsprachigen Raum, an die diese Forschungsarbeit anzuknüpfen versucht.